Niehues und Regenbrecht beenden Einzelwertung auf Platz sechs

Team WM Hering BB Horse Arena Foto: Simone Krychowski

WM Herning 2022: Das deutsche Para-Dressur-Team in der BB Horse Arena. Foto: Simone Krychowski 

Die ersten Weltmeister 2022 in der Para-Dressur sind gekürt. Gleich an ihrem ersten Wettkampftag in Herning ging es für die Para-Dressurreiter*innen der Grades IV, II und I um die Medaillen in der Einzelwertung – und damit auch für drei der vier deutschen Teilnehmerinnen.

Den Beginn machten die Klasse Grade IV. Mit dabei war auch die deutsche Championats-Debütantin Anna-Lena Niehues aus Gronau, deren rechter Arm infolge einer Tumor-OP an der Halswirbelsäule nur eingeschränkt beweglich ist, mit der Westfalenstute Quimbaya. „Das war ganz spannend in so eine Arena zu reiten und bei der WM überhaupt dabei zu sein. Grundsätzlich bin ich super zufrieden mit dem Pferd, sie ist immer ein bisschen ängstlich und das hat man auch gemerkt, sie ist etwas heiß gelaufen. Aber sie war trotzdem noch bei mir und hat das Beste gegeben“, sagte die 37-Jährige nach ihrem Ritt. Nur das Rückwärtsrichten und der erste Galopp waren nicht ganz wie erhofft ausgefallen. Für Premiere des Paares gab es 71,65 Prozent, die am Ende Platz sechs bedeuteten.

Der Sieg und damit Goldmedaille in Grade IV ging an Titelverteidigerin Sanne Voets aus den Niederlanden mit Demantur RS2 N.O.P. Die zweifache Paralympicsgewinnerin erzielte 76,75 Prozent und verwies damit nicht nur ihre Teamkollegin Demi Haerkens mit EHL Daula (76,0 Prozent) sondern auch den Silbermedaillengewinner von Tokio, Rodolpho Riskalla auf die Plätze. Der Brasilianer und sein mittlerweile 19-jähriger Hannoveraner Don Henrico kamen auf 74,925 Prozent. Insgesamt bewarben sich 19 Paare in Grade IV um den Titel.

Nach dem kurzfristigen Ausfall von Martina Benzinger und Nautika starten in Herning gleich zwei deutsche Paare in Grade II. Bereits als dritte Starterin musste die an MS-erkrankte Paralympics-Vierte Heidemarie Dresing aus Rheda-Wiedenbrück mit La Boum auf das Viereck in der BB Horse Arena. Bei ihrem ersten Auftritt blieb sie mit 70,970 Prozent deutlich unter ihren Erwartungen. „Auf dem Vorbereitungsplatz war sehr viel Unruhe, so dass La Boum immer wieder geführt werden musste und ich zuerst gar nicht zum Reiten kam“, erklärte sie.

Zufrieden mit ihrer WM-Premiere war dagegen Gianna Regenbrecht aus Münster, auch wenn sie zugab, am Anfang etwas aufgeregt gewesen zu sein. Die inkomplett querschnittgelähmte Medizinstudentin sitzt in Herning im Sattel des Oldenburger Rapphengstes Fürst Sinclair, mit dem dessen Besitzerin Elke Philipp bereits in Tryon Einzel-Bronze gewinnen konnte. Ihren ersten Auftritt im Stadion das Paar mit 71,061 Prozent direkt vor Heidemarie Dresing auf Platz sechs. „Das Gefühl hier zu reiten, ist unbeschreiblich. Ich finde die Arena unglaublich schön. Ich war schon total geflasht, als Fürst Sinclair so fertig vorbereitet vor mir stand. Ich reite ihn ja erst seit Januar und er hat sich in diesem halben Jahr schon so toll entwickelt, da fehlen mir die Worte“, sagte Gianne Regenbrecht und ergänzte: „Und obwohl es schon so cool war, weiß ich, dass noch ganz viel Luft nach oben ist.“

Die Goldmedaille in der Einzelwertung Grade II bleibt im Austragungsland der WM. Mit 75,788 Prozent ging diese an die Dänin Katrine Kristensen mit Goerklintgaards Quater. Allerdings liegt das Podium dicht beieinander, denn schon mit 75,333 Prozent folgt der Österreicher Pepo Puch und Sailor’s Blue wie schon in Tokio auf dem Silberrang. Nur Zehntel dahinter ordnet sich Paralympics-Gewinner Sir Lee Pearson mit Breezer ein (75,606 Prozent).

Mit ihren Platzierungen haben alle drei deutschen Reiterinnen gute Chancen auf einen Einzug ins Kürfinale der besten acht Paare am Sonntag. Ausschlaggebend hierfür sind die Ergebnisse der Einzelwertung sowie der Teamwertung am Freitag und Samstag. Diese werden addiert und durch zwei geteilt.

Ohne deutsche Beteiligung fand am ersten Wettkampftagdie Einzelwertung in Grade I statt, also derjenigen Reiter mit der stärksten Behinderung. In dieser Klasse wird entsprechend nur Schritt geritten. Neuer Weltmeister ist der Paralympics-Silbermedaillengewinner Rihards Snikus aus Lettland mit Lord of the Dance. Er setzte sich mit 78,535 Prozent gegen Mitfavoritin Sara Morganti aus Italien mit Royal Delight (78,393 Prozent) und den Iren Michael Murphy mit Cleverboy (74,143 Prozent) durch.

Die vierte und letzte deutsche Starterin, WM- und Paralympics-Bronzemedaillengewinnerin Regine Mispelkamp aus Geldern, ist mit Highlander’s Delight am Donnerstag, 11. August um in Grade V um 20.04 Uhr als letzte Starterin an der Reihe. Die Einzelwertung in Grade III ab 14 Uhr findet ohne deutsche Beteiligung statt.

Alle Informationen zur WM, den Teams, den deutschen Pferden sowie den Wettkampf- und TV-Zeiten gibt es unter www.pferd-aktuell.de/wm2022

Text/Quelle: fn-press | Uta Helkenberg