“Wir lernen von der Pferd-Mensch-Beziehung” 

Rhein-Erft-Kreis. Warendorf. 22. Oktober 2021. Das diesjährige inklusive Reitturnier für Leistungssportler und Basissportler mit und ohne Behinderung auf der Anlage der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen hat erneut gezeigt, wie sehr der Sport in der Lage ist, Gemeinschaft zu stiften. An dem Turnier nahmen Parareiter und Reiter im Regelsport aus ganz Deutschland teil. Und auch das ist eine wichtige Erkenntnis: Ob international erfolgreiche Top-Athleten, wie Regine Mispelkamp, Bronzemedaillengewinnerin bei den Paralympics in Tokio, oder junge neue Talente und reitbegeisterte Sportler mit kognitiver Beeinträchtigung. Sie alle fühlen sich als Teil einer Sportgemeinschaft, die die Liebe zum Pferd vereint. „Ich bin mir meiner Vorbildrolle durchaus bewusst“, sagt Regine Mispelkamp, „aber mehr noch ist mir wichtig, dass ich mich hier, wie alle anderen auch, voll integriere und dass wir alle, ob Anfängertalente oder ambitionierte Championatsreiter, gemeinsam Spaß haben.“

Das Pferdesport- und Reittherapie-Zentrum (PRZ) bot der Idee eines inklusiven Para-Dressurturniers bereits zum dritten Mal eine große Wettkampfbühne, auf der erneut fast der gesamte Bundeskader des deutschen Para-Dressursports antrat. Gemeldet hatten Hannelore Brenner, Dr. Angelika Trabert, Heidemarie Dresing, Isabell Nowak und Claudia Schmidt. Sie nahmen neben ihren erfahrenen Pferden auch ihre neuen Nachwuchspferde an den Start, um mit ihnen erste Wettkampferfahrungen zu sammeln.

Mit der A-Dressur (Anfänger), der L-Dressur (Leicht) und einer Finalprüfung L-Dressur – dafür qualifiziert waren die besten Sechs der L-Dressur – gab es drei Klassen aus dem Regelsport, an dem in Frechen traditionell Reiter mit und ohne Behinderung teilnahmen. „Noch deutlich mehr als im Regelsport spielt beim Parasport das Vertrauen und die Harmonie zwischen Reiter und Pferd eine große Rolle“, so Dr. Jan Holtschmit, Vorsitzender des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten, der beim Turnier einer der Richter war. Die A-Dressur konnte Delia Pesch aus Hürth für sich entscheiden. Die L-Dressur gewann Catherine Etheber. Die L-Dressur Finalprüfung gewann die Pulheimerin Lea Krzonkalla. In den weiteren Prüfungsklassen, dem Team-Test und dem Individualtest hatten die Nachwuchsportler die Möglichkeit, auf bereits international platzierten Pferden zu reiten und so wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Auch die Nachwuchsreiter des gastgebenden PSV Zum Alten Römer aus Buschbell stellten sich den Dressur-Aufgaben und errangen gute Platzierungen. Unter ihnen die erst 15jährige Wiebke Hahn mit einer Zweit- und Drittplatzierung. Bei den Erwachsenen errang Wiebke Imme Ortmann, die erst seit einem Jahr beim PSV reitet, eine Zweit- und Viertplatzierung und Carina Becker einen sechsten Platz.

Motivation und Aufregung sprachen aus den Gesichtern der Turnierteilnehmer, die besondere Wohnformen bei der Gold-Kraemer-Stiftung wahrnehmen. Der inklusive Führzügel-Wettbewerb, an dem Reiter mit und ohne Beeinträchtigung teilnahmen, war für Jörg Dehler, Yvonne Freiberg, Christiane Becker und Katrin Klaus ein besonderer Höhepunkt. „Ich reite schon seit meiner Schulzeit und liebe die Arbeit mit dem Pferd“, erzählt Jörg Dehler, der mit der Gruppe einmal in der Woche Reitunterricht im PRZ bekommt. „Mein Lieblingspferd ist der Herbert, mit dem ich mich am besten verstehe“, sagt Yvonne Freiberg, die bereits seit 2016 reitet. Neben „Herbert“ waren 15 der insgesamt 21 Schulpferde des PRZ im Einsatz.

Für Turnierleiterin Inga Nelle, Betriebsleiterin bei der Gold-Kraemer-Stiftung für das PRZ, steht nach der dritten Auflage des Turniers als Resümee fest: „Je selbstverständlicher wir mit den Unterschiedlichkeiten und Besonderheiten jedes einzelnen Teilnehmers und jedes einzelnen Pferdes umgehen, umso mehr können wir den inklusiven Gedanken leben. Wir lernen von der Pferd-Mensch-Beziehung auch für den Umgang miteinander im Alltag außerhalb des Sports.“ Ein großer Dank des ausrichtenden Vereins PSV Zum Alten Römer ging auch dieses Jahr an die Unterstützer des Turniers, stellvertretend an die Kreissparkasse Köln, die das Turnier mit einer Spende von
€ 1.500,- gefördert hat und an Juwelier Kraemer, die für die Platzierten jeweils Gutscheine beisteuerten.

Text: Peter Worms, Gold-Kraemer-Stiftung